Rede von Stefan Bancsich zur 50-Jahr Feier des WAT-Aspern
Liebe Festgäste!
Ich möchte Euch recht herzlich begrüßen zur 50-Jahre WAT-Aspern Feier. Es freut mich, das so viele der Einladung gefolgt sind und heute mit uns feiern wollen.
Besonders möchte ich den Präsidenten des WAT, Charlie Blecha, begrüßen, der auch so freundlich war und den Ehrenschutz für dieser Veranstaltung übernommen hat. Weiters möchte ich den Bezirksvorsteher des 22.Bezirkes Herrn Karl Effenberg begrüßen und natürlich Uschi Mortinger vom WAT. An dieser Stelle möchte ich mich auch bedanken bei allen, die geholfen haben, diese Feier zu organisieren. Besonders beim Gastgeber Pfarrer Georg Stockert für die freundliche Aufnahme in der Pfarre Aspern und auch bei Herrn Holubetz, der so nett war und hoffentlich auch immer noch ist, bei der Organisation dieser Veranstaltung seitens der Pfarre mir beizustehen und zu helfen. Kurz ein paar Worte über die Pfarre Aspern:
Diese ist die größte Pfarre von Wien mit über 12000 Katholiken. Es gibt hier auch den größten pfarrlichen Kindergarten von Wien: 5 Kindergartengruppen, 1 Kleinkindgruppe, 3 Hortgruppen teilweise nach Montessori geführt mit 21 Angestellten (20 Frauen, 1 Mann; Teilzeit und Vollzeit), 160 Kinder.
Ich möchte mich auch noch kurz vorstellen: Mein Name ist Stefan Bancsich. Die meisten von Euch kennen mich. Mit sehr vielen habe ich den Ball übers Netz geschupft, auch Volleyball genannt. Meine sogenannte Funktionärskarriere begann am 20.3.1987, wo mich die Hauptversammlung zum 2.Obmann wählte. Seit dem 27.3.1992 bin ich 1. Obmann des WAT-Aspern, also fast 12 Jahre. Somit bin ich der 2-t längst dienende 1. Obmann. Franz Kral war von Jänner 1960 bis Dezember 1976 (über 16 Jahre) 1. Obmann.
Diese Zahlen sind aber nichts gegen jene von Frau Helene Schuller. Sie war ein Gründungsmitglied des Vereines im Februar 1954. Sie war bis zum 20.3.1987 Funktionärin der Vereines; entweder als Schriftführerin oder als Kassier. Das sind über 33 Jahr im Dienste von WAT-Aspern. Ich möchte Ihr hier im Namen des Vereines dafür danken. Des weiteren möchte ich Ihr alles Gute im voraus für Ihren Geburtstag am 16.3. wünschen. Sie wird 90 Jahre jung.
-->>> Übergabe des Blumenstrauß
Bevor ich über die Geschichte unseres Vereines erzähle, möchte ich gemeinsam mit Euch an alle verstorbenen Mitglieder und Funktionäre des WAT-Aspern gedenken. Besonders an meinen Vorgänger und guten Freund, Wolfgang Fleck, der 1992 im 32. Lebensjahr gestorben ist. Bitte erhebt Euch um in einer Trauerminute zu gedenken.
-->>> Trauerminute. Danke
Vor 50 Jahre wurde der WAT-Aspern gegründet. Ich habe mir die Frage gestellt, wie war die Zeit im Februar 1954. Die meisten von den hier Anwesenden waren zu dieser Zeit noch nicht einmal geboren. Bei meinen Nachforschungen bin ich auf einige interessante Daten gestoßen, die ich Euch nun mittels „Newsflash“ präsentieren möchte:
Aktuelles
Am 7.Feb. 1954 wird Dieter Bohlen geboren; Buch: Nichts als die Wahrheit
Am 2. Feb. 1954 wird der Zottelfell-Mumputz-Träger der Nation Hans Hinterseer geboren.
Who was Who im Februar 1954
Bundespräsident von Österreich war Theodor Körner
Bundeskanzler von Österreich war Julius Raab
Außenminister war Leopold Figl
Staatssekretär war Bruno Kreisky
Wiener Bürgermeister war Franz Jonas
Papst war Pius XII
Bundeskanzler von Deutschland war Konrad Adenauer
Präsident von Amerika war Eisenhower
Präsident von Indonesien war Soekarno
Außenpolitik
Berlin: In Berlin fanden Verhandlungen mit den 4 Besatzungsmächten statt; Appell von Figl an Großmächte: Österreich soll sobald als möglich seine volle Freiheit und Souveränität wieder erhalten; Die 3 Westmächte (Außenminister: USA-Dulles, GB-Eden; Frankreich-Bidault) unterstützen diese Forderung; der sowjetische Außenminister Molotow ist dagegen: er will für den Staatsvertrag die Fortsetzung der Besetzung Österreichs; dadurch wäre Österreich Gastgeber für 4 Besatzungstruppen. UdSSR: Ab sofort gehört die Krim zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik.
Innenpolitik
Die Neufassung des Arbeiterkammer-Gesetzes wurde beschlossen; dieses war bis auf kleine Änderungen fast 38 Jahre in Kraft. Aufnahme von Steiermark, Kärnten, Tirol und Vlbg in den Radiobeirat. Bad Vöslau wird zur Stadt erhoben. Am 12.2.1954 hielt ÖGB-Präsident Böhm eine Radioansprache: Er erinnerte daran, daß am 12.2.1934 der Bruderkrieg in Österreich begann; es gab über 300 Tote, 9 Hingerichtete (Koloman Wallisch), über 800 Verletzte.
Aktuelles aus Wien
Neues Ambulatorium an der 1.Wiener Universitätsfrauenklinik mit farbigen Wegweisern zur besseren Orientierung wird eröffnet. Ungünstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: Ende Jänner 81130 Arbeitslose (2004: 94500); Stadt Wien investiert 500 Mil ATS für Winterarbeit; 300000 Arbeitslose in ganz Österreich (2004: inkl. In Ausbildung befindliche über 350000). Beteiligung Wiens mit 25 % an der Wiener Flughafenbetriebsgesellschaft. Stadtrat Thaller besichtigt erste ölgeheizte städtische Baustelle in der Waltergasse. Beginn von Wiederaufbauarbeiten in der Josefsstadt; ein Wohnhaus mit 19 Wohnungen; Kosten: 1,5 Mill ATS. Wechsel in der Stadtbaudirektion: Gunacker geht, Hosnedl kommt.
Aktuelles aus dem 22.Bezirk
Der 22.Bezirk (Groß-Enzersdorf) war damals Sowjtische Besatzungszone. Der sozialistische Bezirksvorsteher Leopold Horacek (1945 - 1959) spielte mit den Russen Fausball und verlor absichtlich, um diese bei guter Laune zu halten. Erst am 2.7.1954 entstand „Donaustadt“ in seiner heutigen Form (die Geschichte von Aspern kann man auch auf unserer Homepage nachlesen).
Wirtschaft
Schweiz/El Salvador: Das Handelsabkommen zwischen der Schweiz und El Salvador wird unterzeichnet. Österreich: Devisenkurse: 1 Dollar - 4,28; 1 Pfund - 11,35; 100 Lire - 0,67
Sport
Boxen: Einen Boxvergleich der Städte Berlin und London endet mit einem 11:9-Sieg der Berliner
Eishockey: Österreich gewinnt gegen Jugoslawien 4:2
Fußball: Rapid spielt gegen Luqueno aus Paraguay im Montevideo-Cup
Ski-Alpin: Versehrten-Skikämpfe auf dem Semmering
Skispringen: in Falun springt Sepp Bradl im Training 71,5 Meter
Motorsport: Sensation auf der Internat. Motor Sport Show in New York: Mercedes-Benz präsentiert den 300 SL Flügeltüren-Coupe (215 PS, 250 km/h)
Kultur
Film Sabrina läuft in den USA an (Regie: Billy Wilder; mit Humphrey Bogart, Audrey Hepburn, William Holden). Der 12.2.1954 ist der 150.te Todestag des Philosophen Immanuel Kant Im Elite-Kino spielt es am 13.2.1954: "Ein Herz und eine Krone" mit Gregory Peck in der Hauptrolle. Im Radio gibt es um 20.20 Uhr: "So singt Amerika", Ein Kapitel amerikan. Geschichte in Liedern, Schlagern und Szenen von und mit Marcel Prawy.
Kleinanzeigen des Kuriers (kostete 80 Groschen) vom 13.2.1954
Die Lederbekleidungszentrale am Hohen Markt 4 verkauft durch Preissturz die Lederhose ab 30 ATS
Junge Barmixerinnen, auch Anfängerinnen, mit gutem Fixum per sofort aufgenommen. Täglich ab 21 Uhr, Melodiebar, 1., Annagasse 3 (heutige Tenne)
1950-er Taunus um 15000 ATS
Fremdenzimmer, Tagesbettpreis 12 - 15 ATS; wochenweise; 8., Skodagasse 9
Ausg'steckt is: Franz Mayer; 19., Pfarrplatz 2 / Karl Welser; 19., Probusgasse 12
Wetter
Die Wettervorhersage für den 14.2.1954 lautet: stark bewölkt, örtlich geringe Niederschläge, Tagestemperatur um den Gefrierpunkt
Ich habe jetzt nicht alle von mir erhobenen Daten präsentiert, da sonst meine Rede noch länger dauern würde. Alle Daten kann man auch in ein paar Tagen auf unserer Homepage im Internet nachlesen unter: www.wat-aspern.at. Wer Interesse am laufenden Geschehen und den Aktivitäten von WAT-Aspern hat, kann sich auf unserer Homepage natürlich jederzeit informieren. Da ich selbst im Jahre 1954 noch nicht auf der Welt war, werde ich versuchen mit ehemalige Mitgliedern des WAT-Aspern diese Zeit zu recherchieren und auf unserer Homepage zu veröffentlichen. Ich weiß nur, das es in diesen Jahren eine große Anzahl von Sportarten im Verein gab: Turnen, Kinder- und Jugendturnen, Ballett, Frauengymnastik, Frauenrhythmik. Ich ging im Herbst 1981 zum ersten Mal mit 3 Freunden zum WAT-Aspern und blieb dem Verein bis heute treu. Damals waren wir noch in der alten Hauptschule von Aspern in der Oberndorfstrasse. Es war ein sehr kleiner, alter Turnsaal. Da gab es zuerst einmal Herr und Frau Schuller. Herr Schuller war der „Trainer“. Er erklärte uns die Übungen und sicherte uns. Er verlangte sehr viel (den Felgeumschwung hab ich Ihm zu verdanken, obwohl er mich sehr viel Überwindung kostete). Frau Schuller war immer mit und schaute zu. Einmal im Jahr verteilte Sie an uns die Erlagscheine. Beeindruckt war ich von 3 vor Kraft strotzenden rund 20 Jahre alten Burschen. Einer davon war so eine Art „Vorturner“. Das war Wolfgang Fleck. Der andere war sein Bruder Günther und der Dritte war Martin Dworacek. Wolfgang zeigte die Übungen, die Herr Schuller ansagte, vor und half dann auch bei der Sicherung der Turner, auf welche sehr viel Wert gelegt wurde. Meine 3 Freunde waren nach einigen Wochen nicht mehr motiviert und kamen nicht mehr. Ich blieb. Es gab nämlich noch etwas, was mich neugierig gemacht hatte. An einem Tag in der Woche (ich weiß nicht mehr so genau, war es der Dienstag oder der Donnerstag) gab es im Verein „Volleyball“. Da ich in der Schule sehr gerne diesen Sport spielte und mein Sitznachbar Wolfgang Besenböck hieß (ehemaliger Volleyball-Nationalteamspieler von Österreich und Deutschland) ging ich an so einem Tag zum Volleyballtraining. Das Wort Volleyballtraining war in diesem Fall nicht ganz richtig, wie ich feststellte. Man versuchte mit allen Mitteln (und diese waren sehr kreativ und akrobatisch) den Ball sofort übers Netz zu bekommen. Es gab auch kein Training, sondern nur spielen. Ich blieb trotzdem. Mit der Zeit bemerkten die anderen Mitspieler, das ich ein wenig Ahnung vom Volleyball habe und irgendwie leitete ich bald das Volleyball. Der Verein schickte mich im Sommer auf Trainingslager mit Volleyballern von anderen Vereinen, wo ich sehr viel dazu lernte. Wir begannen dann unsere ersten Freundschaftsmatches gegen andere Hobby-Mannschaften zu spielen (ich erinnere mich an die Oldies von WAT-Kagran) und spielten im Sommer Hobby-Mix-Turniere. Durch diese Entwicklung hängte ich meine Turnerschuhe an den Nagel und widmete mich nur mehr dem Volleyball. Wolfgang hat mich in dieser Zeit schon sehr unterstützt und die Entwicklung von WAT-Aspern zum reinen Volleyball-Verein war nicht mehr aufzuhalten. Es wurde nun an einem zweiten Tag in der Woche (Dienstag und Donnerstag) Volleyball gespielt. Im Herbst 1985 war es dann so weit. WAT-Aspern nahm mit einer Herrenmannschaft an der Wiener Meisterschaft teil. Es gab damals 40 Wiener Mannschaften in der Meisterschaft. Wir fingen ganz unten an; in der Klasse Herren 4. Wir hatten im ersten Jahr 24 Matches und gewannen ganze 3. Aber es war sehr schön. Wir gingen immer nach dem Match fort, um unser gutes Spiel zu feiern. Es war eine tolle Mannschaft mit sehr viel Zusammengehörigkeitsgefühl. Ein Jahr später hatten wir auch eine Damenmannschaft, die in der Wiener Meisterschaft für ein Jahr spielte. Die Herrenmannschaft wurde von Jahr zu Jahr besser (durch regelmäßiges Training bis zu 3 mal in der Woche und durch Verstärkungen) und so war der Weg frei für unseren Aufstieg bis in die Regionalliga (2. Höchste Klasse in Österreich), wo wir Anfang der 90-er Jahre 2 Jahre lang sehr gut mit den anderen Vereinen mithalten konnten. Den Höhepunkt erreichte der Verein in der Saison 1991/92: Es gab 46 Vereinsmitglieder, eine Herrenmannschaft in der Regionalliga, eine Herrenmannschaft, eine Schüler- und eine Juniorenmannschaft in der Wiener Liga und eine Hobby-Mix-Mannschaft. Die Mitgliederanzahl schwankte ein wenig: Zwischen 1984 und 2003 gab es zwischen 16 und 46 Mitglieder. Wolfgang war seit Juni 1984 Obmann des Vereines. Er kümmerte sich neben der Finanzierung für die Regionalliga auch um die Hobby-Mixed-Mannschaft, um die Nachwuchsarbeit und gründete Mitte der 80-er Jahre die Hobby-Mixed-Meisterschaft, die es immer noch gibt und wo heute 85 Mannschaften spielen. Wolfgang war bereits Mitte der 80-er Jahre ein Visionär, was den Volleyballsport betrifft. Nicht nur für unseren Verein, sondern auch für den Breitensport. Er war der Peter Kleinmann des Breitensportes. Er sah, das man die Menschen nicht mit Zwangsverpflichtungen (Spielerpass, Bürokratie der Verbände) und Wochenendterminen zum Volleyball locken kann. Sein Ziel der Hobby-Mixed-Meisterschaft war es, Hobby-Spielern die Möglichkeit zu geben, Ihren Lieblingssport ohne extreme finanzielle und zeitliche Belastung ausüben zu können. Und dieses Ziel wurde erreicht. Die Hobby-Mixed-Meisterschaft ging aus der internen WAT-Meisterschaft hervor und wurde zum ersten Mal 1986/87 von Wolfgang veranstaltet. Wolfgang setzte sich bis zu seiner letzten Minute für uns ein; körperlich, geistig und auch finanziell (er finanzierte sehr viele Ausgaben für den Verein von seinem Geld vor). Der WAT-Aspern war sein Leben, welches leider viel zu kurz war. Er starb im Sommer 1992 nach einer langen, schweren Krankheit. Der WAT-Aspern wird nie vergessen, was Wolfgang Fleck für diesen Verein getan hat. Der Name Wolfgang Fleck wird immer mit WAT-Aspern in Verbindung stehen. Die Saison 1994/95 stellte wieder einen Wendepunkt des Vereines dar: der Verein war nicht mehr in der Wiener Meisterschaft vertreten sondern es gab nur mehr eine Mannschaft in der Hobby-Mix-Meisterschaft. Erst wieder 1996 bis 1998 gab es eine Mannschaft von uns in der Wiener Liga. In den folgenden Jahre hatten wir immer 2 bis 3 Mannschaften in der Hobby-Mix-Meisterschaft. Die ältere Mannschaft (der Name war Volleyfanten) hielt dank Ihrer Routine auch mit sehr viel jüngeren Volleyballern mit und erreichte immer Plätze zwischen 8 und 16. Es gibt heute 30 Mitglieder bei unsrem Verein. Zur Zeit spielt nur eine Hobby-Mix-Mannschaft in der Meisterschaft: das DTDT. Nachdem aufgrund von einigen Ausfällen diese Mannschaft ein Jahr aussetzte bin ich sehr froh, das es wieder gelungen ist, vor allem durch Neuzugänge das DTDT wieder in der Hobby-Mix-Meisterschaft zu etablieren. Die Mannschaft hat großes Potential und ich bin sicher, das uns der Aufstieg in die nächsthöhere Gruppe gelingen wird. Es gibt in dieser Saison auch wieder eine Herrenmannschaft, die in der Wiener Meisterschaft spielt. An dieser Stelle danke ich den beiden Trainern, Andreas und Erwin für Ihre ausgezeichnete Arbeit. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr in unserem Jubiläumsjahr den Meistertitel holt. Ich möchte noch erwähnen, das dass Durchschnittsalter der Herrenmannschaft 38 Jahre ist. Die „alten Herren“ wollten es halt noch einmal wissen und liefern den 20-Jährigen einen tollen Kampf, der schon einige Male mit einem Sieg für unsere Senioren endete. Ein kurzer Ausblick auf die nächste Saison: Ich würde gerne eine zweite Hobby-Mix-Mannschaft bilden und hoffe, das die Herrenmannschaft eine weitere Saison Wiener Meisterschaft spielt. Ich möchte nun zurückkommen, zu meinen Anfängen beim WAT-Aspern.
Das einzige was mich am Beginn störte war der Gruß: „Sport frei“. Da dachte ich mir, wo bin ich denn da hineingeraten. Sind wir bei einer Parteiveranstaltung der Kommunisten? Mit 16 Jahren hatte ich noch nicht so einen Einblick in die sportpolitische Landschaft in Österreich. Wolfgang klärte mich dann auf über die Zusammenhänge von WAT, ASKÖ und der SPÖ. Ich grüßte aber weiterhin mit „Grüß Gott“ oder „Guten Tag“. Ich wurde aber von niemanden auf meine Grußweise angesprochen oder korrigiert oder sogar getadelt, warum ich nicht mit Sport frei grüße. Und da dachte ich mir: Es wird mir hier keine andere Meinung oder Denkrichtung aufgezwängt. Ich werde so akzeptiert wie ich bin. Es ist keine Kaderschmiede für zukünftige Vereins- oder Parteigenossen. Und das hat mir sehr gut gefallen. Es war die Toleranz im Verein, das auch andersdenkende Menschen akzeptiert und aufgenommen werden. Das war bei den Schullers so und ebenso beim Wolfgang. Und diese Toleranz gibt es auch heute noch bei uns und wird es auch immer geben beim WAT-Aspern, solange ich Obmann bin und hoffentlich auch bei meinen Nachfolgern. Man muss andere Meinungen zulassen. Man muss über alles reden können, sogar hitzig diskutieren. Es darf aber nie wieder so weit kommen wie im Februar 1934, wo Österreicher aufeinander geschossen haben. So ein Bruderkrieg festigt Feindbilder, Lagerdenken und politisches Mistrauen. Beim Bürgerkrieg kommt der Feind nicht über die Grenzen, sondern aus dem eigenen Land. Daher spaltet und verwundet er eine Gesellschaft viel tiefer als der Angriff einer fremden Macht. Der Bürgerkrieg im Februar 1934 löste ein nationales Trauma aus, an dessen Ende die Auslöschung Österreichs stand. Ich bitte Euch diesen Februar 1934 nie zu vergessen, sei es im Privatleben, im Beruf, in der Politik oder auch beim Sport. Versucht tolerant zu sein gegenüber Menschen, die anders denken, eine andere politische Einstellung haben, eine andere Sprache sprechen oder eine andere Hautfarbe oder Religion haben. Versucht den anderen auch „leben“ zu lassen.
Das sind meine Gedanken, die ich Euch zur 50-Jahres-Feier des WAT-Aspern mitgeben möchte. Denkt bitte darüber nach.
Ich habe meine geplante Redezeit halbwegs eingehalten. Ich wünsche Euch noch einen unterhaltsamen Abend und darf mich für die Aufmerksamkeit bedanken.
Das Buffet ist hiermit eröffnet. Danke.
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