Wer die Geschichte von Aspern dokumentieren will, muß zuerst ein wenig ausholen und über die Entwicklung der Donaustadt berichten, welche der flächenmäßig größte Bezirk von Wien ist (102,66 km²).

Donaustadt

Bereits in der Jungsteinzeit gab es Siedlungen auf dem Gebiet des heutigen 22.Bezirkes. Es wurde eine Flachaxt gefunden, die der Zeit von 4000 bis 2000 v.Chr zugeordnet wurde. Weitere Funde belegen ebenfalls Ackerbau und Viehzucht. Auch Siedlungen in der Bronzezeit (2000 bis 1000 v.Chr) sind durch Funde beweisbar. Heute noch erinnern die Quadenstraße und Markomannenstraße an die beiden Völker, die um Christi Geburt am linken Donauufer lebten. Der römische Kaiser Marc Aurel besiegte im 2.Jahrhundert n. Chr diese beiden Völker. Die Römer blieben bis ins 4.Jahrhundert bei uns. Danach gab es viele Völkerwanderungen und Verwüstungen durch Slawen und Hunnen. Die Babenberger siedelten Franken und Slawen in den längere Zeit unbesiedelten Gebieten an.

Die Donaustadt umfaßt sieben gewachsene Dörfer (Süßenbrunn, Breitenlee, Eßling, Stadlau, Kagran, Hirschstetten und Aspern) und eine Ansiedlung (Kaisermühlen - lag vor der Donauregulierung 1875 noch am rechten Donauufer und gehörte bis 1938 zum 2.Bezirk).

Diese Dörfer und Ansiedlungen entstanden im 11. und 12. Jahrhundert. In dieser Zeit gab es fast 100 Naturkatastrophen (Hochwasser und Eisstöße der Donau), wo die Menschen oft nur das nackte Leben retten konnten. Zusätzlich litt die Bevölkerung an Kriegen mit den Türken (1529, 1683), den Franzosen (1809), den Preußen (1866) und natürlich den beiden Weltkriegen.

Ab dem Jahre 1904 (Gründung von Floridsdorf als 21. Bezirk) begann sich Wien auch auf dem linken Donauufer auszubreiten. Zu Floridsdorf gehörten damals die Orte Hirschstetten, Kagran, Stadlau und Aspern. Nach der Besetzung von Österreich durch die Nationalsozialisten im Jahre 1938 wurde der 22. Wiener Bezirk (damals Groß-Enzersdorf genannt) gegründet, der neben Aspern, Kagran, Stadlau und Hirschstetten noch Kaisermühlen, Breitenlee, Eßling und Süßenbrunn sowie weitere 13 niederösterreichische Gemeinden umfaßte. Der 22. Bezirk in seiner heutigen Form geht auf einen Wiener Landtags-Beschluß von 1946 zurück, welcher im Jahre 1954 umgesetzt wurde.

Aspern

Bei der Erweiterung des Asperner Flughafens im Jahre 1937 fand man Gegenstände, die eine Besiedlung dieser Gegend vor ca. 5000 Jahren belegen. Im 1.Jahrtausend vor Christi Geburt waren rund um den heutigen Siegesplatz nur spärliche Siedlungen, da die Donau diese immer wieder durch Hochwasser zerstörte. Im Jahre 1258 wurde der 'Ort unter den Espen' (heute erinnert der Espenweg daran) erstmalig urkundlich erwähnt. Es wird vermutet, dass ab diesem Zeitpunkt ständige Siedlungen bestanden haben. Die Einwohner des 'Platzangerdorfes' Aspern bestanden fast nur aus Bauern. Die fruchtbaren Böden lieferten gute Ernten, besonders der Kornhandel mit Wien war sehr stark ausgeprägt. Die Viehzucht diente nur dem Eigenbedarf. Außerdem waren die Auwälder reich an Fischen und Holz.

Der Name Aspern leitet sich nicht wie oft geglaubt von den 'Espen' ab, sondern von der adeligen Familie Asparn, welche Besitzungen im heutigen Gebiet von Aspern hatten. Im Laufe der Zeit wurde aus Asparn eben Aspern.

Die Asperner und die Stadlauer Pfarre waren früher miteinander verbunden. Erst um 1200 wurde die beiden Pfarren getrennt. Die Kirche (dem Heiligen Martin geweiht) stand damals am östlichen Ende von Aspern und wurde 1529 durch plündernde Türken zerstört. In den folgenden Jahren gab es einige Naturkatastrophen (Hochwasser, Eisstöße), welche die Bevölkerung von Aspern schwer trafen. Trotz dieser Rückschläge bäumten sich die Menschen immer wieder auf und blieben Aspern treu. Im Jahre 1670 wurde die alte Kirche abgetragen und eine neue, einfache, barocke Landkirche am Westende des Dorfes errichtet. 1753 ging die Herrschaft von Aspern an das Stift Melk, welches ein Jahr später auch die Patronatsrechte über die Pfarre erhielt.

Das Jahr 1809 prägte den Ort und verhalf Aspern zu historischer Weltberühmtheit. Österreich und Frankreich befanden sich im Krieg. Die Schlacht von Aspern fand am 21. und 22. Mai 1809 statt. Dabei fügte der österreichische Feldherr Erzherzog Carl Napoleon seine erste Niederlage zu. Am Nachmittag des 22.Mai gab Napoleon zum ersten Mal in seiner militärischen Laufbahn den Befehl zum Rückzug (allerdings folgte einige Wochen später die Niederlage der Österreicher bei Deutsch-Wagram). Die Schlacht von Aspern hatte katastrophale Auswirkungen auf den Ort und seine Bevölkerung. Die Felder waren vernichtet und die Häuser zerstört. Eine Hungersnot war die Folge. In dieser Zeit lebten nur mehr 75 Familien in Aspern. Da auch die Asperner Kirche nur mehr eine Ruine war, wurde in den folgenden Jahren Aspern von der Pfarre Großenzersdorf betreut. Im Jahre 1814 wurde die Kirche wiederaufgebaut. Die Bevölkerung wuchs auf 138 Familien im Jahre 1833.

1850 gab Erzherzog Albrecht den Auftrag, ein Denkmal zur Erinnerung an die Gefallenen der Schlacht von Aspern zu errichten. Der 'Löwe von Aspern' wurde vom Bildhauer Anton Dominik Fernkorn im Jahre 1858 fertiggestellt. Durch die Donauregulierung 1875 verloren die Asperner eine wichtige Einnahmequelle: die Schiffsmühlen. Das künstliche Flußbett nahm den Mühlen die notwendige Antriebskraft. Die Entwicklung von Aspern wurde aber auch davon nicht aufgehalten: 1879 gabe es eine zweiklassige Volksschule, 1895 gab es bereits 3 Klassen und 1897 4 Klassen. 1904 wurde Aspern mit einigen anderen Orten dem 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf eingegliedert. Zu Pfingsten 1909 gab es eine große Feier: Das 100 Jahre Jubiläum der Schlacht von Aspern, bei der auch Kaiser Franz Joseph I persönlich anwesend war.

Im Jahre 1912 wurde der Wiener Flughafen in Aspern errichtet, der zu den größten und modernsten in ganz Europa zählte. Von dort startete auch die erste Flugpostmaschine. Am 23.Juni 1912 wurde mit dem Internationalen Flugmeeting offiziell das Flugfeld Aspern eröffnet. über 50000 Menschen feierten ein großes Fest, wobei der Höhepunkt ein Non-Stop-Wettflug Aspern-Wr.Neustadt-Aspern war. Ein Jahr später war die Flugschau schon weniger gut besucht, obwohl Kaiser Franz Joseph I den Flughafen besuchte.

Im Jahre 1914 besuchten nur mehr 3000 Menschen die Flugschau, die außerdem mit der Meldung über die Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Gemahlin in Sarajewo beendet wurde. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges stand die militärische Flugausbildung im Vordergrund des Asperner Flughafens und war nun ein wichtiger Stützpunkt der heimatlichen Schutztruppen. Nach dem Krieg lag das Flugfeld einige Jahre brach. Erst 1920 wurde der Flughafen von Aspern renoviert und zu den bestausgebautesten Flughäfen Europas mit 6 betonierten Landebahnen ausgebaut. Zu dieser Zeit war Aspern bereits mit der 'Elektrischen' mit Wien verbunden. Bis in die späten dreißiger-Jahre kamen Bauern aus der Umgebung mit Pferdewagen bis am Siegesplatz in Aspern, wo die Pferde in eigens dafür vorgesehene Boxen eingestellt wurden, um mit der Straßenbahn weiter nach Wien zu fahren. Am 12.Juli 1931 landete der Zeppelin LZ 127 am Flugfeld in Aspern. Im September 1937 fand wieder ein großer Flugtag in Aspern statt, wo die österreichischen Luftstreitkräfte vor 60.000 Menschen ihr Können zeigten. Das Verkehrschaos durch den Ansturm war fürchterlich, sodaß der Flugtag unter dem Motto stand: 'In der Luft war's herrlich, da drunten auf der Erde aber war's fürchterlich'.

Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1.September 1939 diente der Flughafen von Aspern nur mehr militärischen Zwecken. Dieser Krieg brachte auch über die Asperner wieder sehr viel Leid. Als Anfang April die Luftkämpfe den ganzen Tag dauerten, flüchtete die Bevölkerung in die Keller ihrer Häuser, wo sie einige Tage verbrachten. Da die den heftigen Angriffen ausgesetzte Ölraffinerie in der Lobau nicht weit von Aspern entfernt war, entlud sich der Bombenteppich auch über Aspern. Der Flughafen wurde ebenfalls schwer zerstört. Am 15.April waren die Kampfhandlungen beendet. Die Bevölkerung kam mit weißen Fahnen aus den Kellern. Es begann die Einquartierung der Russen und eine langsame Normalisierung der Lage. Am 30. April war der erste Schultag nach dem Krieg. Die Asperner wurden von den Russen immer wieder zur Wiederinstandsetzung des Flugfeldes herangezogen. Trotz zerstörter Felder, dem Fehlen von Haustieren und Medikamenten begann der Wiederaufbau.

Im Jahre 1955 wurde der Asperner Flughafen vom Aero-Club übernommen. Er diente nun wieder dem Flugsport und der Pilotenausbildung. Weiters gab es dort Fallschirmspringer und Segelflieger. Der Flugverkehr konzentrierte sich immer mehr auf Schwechat. Am 1.Mai 1977 wurde das Flugfeld von Aspern schließlich nach 65 Jahren für immer aufgelassen. Im Jahre 1982 wurde auf einem Teil des ehemaligen Flughafengeländes das Werk von General Motors eröffnet.

nach oben

Bildnachweise (von oben nach unten):

Der Löwe von Aspern von darkweasel94 Lizenz: CC BY-SA 3.0 AT